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Geschichten von Fehrenbruch

Ehemals bekam in Fehrenbruch der verwöhnteste Feinschmecker den Pfannkuchen nur auf einer Seite gebacken, weil noch bis 1922 die Häuser auf einer Straßenseite angesiedelt waren. Kurios mutet auch die Erzählung an, dass in früheren Zeiten viele Bewohner die Zigarre auf beiden Seiten in "Brand" steckten, weil sie eben auf den Namen Brandt hörten.

Fehrenbruch verdankt seiner Entstehung Friedrich Witte, einem Nachfolger von Moorkommissar Findorff. Um das Jahr 1826 lenkte Witte sein Augenmerk auf die unzugänglichen Gebiete um Ohrel, Grafel und Farven. Für eine Besiedlung erfüllte das sogenannte "Fehrenbrook" diese Voraussetzung. Es war ein mit Busch und Gestrüpp bestandenes Sumpfgelände. Der heutige Ortsname Fehrenbruch wird von dem plattdeutschen Wort "fiern" - gleich fern und "bruch", Bruch und Sumpf - abgeleitet.

Schäfer
Feldarbeit
Im Jahr 1830 war es soweit. Für Fehrenbruch wurden zehn Leute aus der nächsten Umgebung auserwählt, vorwiegend Farvener Häuslinge oder zweite und dritte Bauernsöhne. Doch auch ein Schneider aus Anderlingen stellte sich den Herausforderungen der Urbarmachung. Jedem Anbauer wurden 15 Hektar Fläche zugewiesen, und die kleinen einfachen Häuser entstanden im Fachwerkstil. Wurde in den Anfängerjahren fast nur Buchweizen angesät, erfolgte später der Anbau von Kartoffeln und Roggen. Der reichlich vorhandene Torf diente ausschließlich zum Heizen. Dass die ersten Jahre auf den neugegründeten Hofstellen alles andere als leicht waren, zeigen verschiedene Anträge auf finanzielle Unterstützung der in Not geratenen Siedler. So wird von einem Bauern berichtet, dass er einen Zuschuss zum Kauf einer Kuh benötige, nachdem er nacheinander mehrere Kühe verloren hatte und nicht in der Lage war, seinen Acker zu bestellen. Die Regierung hatte Einsehen mit ihm, und im Juli 1855 ausnahmsweise, wie es ausdrücklich heißt, 20 Thaler zum Kauf einer Kuh vom Amt zugewiesen.
Post

1921 wurde mit dem Bau eines neuen Hauses auf der gegenüberliegenden Seite das Sprichwort vom Pfannkuchen backen auf einer Seite hinfällig. Johann Behnken betrieb dort mit mehreren Gesellen und Lehrlingen eine Schusterwerkstatt. Doch schon sechs Jahre später kam es zum Konkurs, und Diedrich Blanken aus Gnarrenburg erwarb das Anwesen. Zusammen mit Ehefrau Elisabeth Bredehöft aus Fehrenbruch erwarb er die Erlaubnis zur Führung einer Gastwirtschaft.

Die 1923 gebaute massive Scheune, die direkt an das Wohnhaus grenzt, ließ Blanken zu einem Tanzsaal umgestalten. 1941 zogen die Eheleute nach Zeven und Johann Bredehöft aus Fehrenbruch kaufte das Anwesen. Er übergab es an seinen Sohn Thees. Von 1949 bis 1967 führte er mit seiner Frau Else die Gastwirtschaft samt einer kleinen Landwirtschaft. Von 1958 bis 1970 war hier auch die Post untergebracht.

Der letzte Krieg hinterließ kaum sichtbare Spuren, sieht man einmal davon ab, dass beim Einmarsch der Engländer viele Bienenstände des Landwirts Hinrich Hastedt von Panzern niedergewalzt wurden. Auch die Unterbringung der Kriegsgefangenen auf dem Saal der Gastwirtschaft soll problemlos verlaufen sein. Die Gefangenen wurden auf den Höfen zu Landarbeiten abgestellt und sollen laut Überlieferung gut behandelt worden sein. Zum Dank beschützten sie die Dorfbewohner, als nach der Kapitulation freigelassene Gefangene aus dem Lager Sandbostel plündernd durch die Gegend zogen. Als 1945 die ersten Vertriebenen mit ihren Trecks in Fehrenbruch eintrafen, musste man in den meisten Häusern näher zusammenrücken. In 13 Häusern waren 30 Haushaltungen eingerichtet. Die Einwohnerzahl stieg auf 130 Personen. In der Nachkriegszeit normalisierte sich das Leben. Nach und nach verschwanden die alten Fachwerkhäuser, die zum Teil noch aus der Gründerzeit stammten, mit Ausnahme des Niedersachsenhauses von Familie Schmätjen. Moderne und schmucke Wohnhäuser, größere Viehställe und eine Baum-Allee säumten die Straße.

Dem neuen Ortsbild harmonisch angepasst ist die 1962 asphaltierte und verbreiterte Dorfstraße. Vier Jahre später kam ein Bürgersteig, und 1972 ging den Fehrenbruchern mit dem Bau von Straßenlaternen "ein Licht auf".

Als 1968 die Landesregierung beschloss, kleinere Gemeinden zu größeren zusammenzuschließen, entschied sich Fehrenbruch für Grafel, weil es sich vom Schulort Farven stiefmütterlich behandelt fühlte. 1972 kam es schließlich im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform zur Zusammenlegung der Dörfer Fehrenbruch, Grafel, Ohrel und dem jetzigen Gemeindesitz Anderlingen. Lediglich die 1948 gegründete Freiwillige Feuerwehr Fehrenbruch konnte bis heute ihre Eigenständigkeit bewahren. In Eigeninitiative wurde 1974 ein Spiel-und Bolzplatz errichtet, der durch Spenden von den Dorfbewohnern und durch finanzielle Unterstützung der Gemeinde und des Landkreises ermöglicht werden konnte.
Straße

Abschließend ist festzustellen, dass unser sagenumwobenes Fehrenbruch mit seinen weniger als 100 Einwohnern und 23 Häusern trotz Fortschritts seinen ländlichen Charakter bewahrt hat.

Text: Verschiedene Quellen - Martina Dittmer, Gerhard Junge, u.a.